Mein Bauchzwerg

Geburtsbericht Anna

Mein Geburtsbericht startet schon 2 Wochen vor der eigentlichen stillen Geburt, nämlich an dem Tag, am dem wir erfahren mussten, dass ihr kleines Herz nicht mehr schlägt. Ich habe meine Gedanken, Gefühle und die Geschehnisse in den nächsten  Wochen auch weiterhin festgehalten, wie ich das immer in den Schwangerschaften im Schwangerschaftstagebuch mache.

Auch die Fotos von Anna sowie ihrer Plazenta, die wir und auch der Sternenfotograf gemacht haben, füge ich hinzu. 

Wer sie nicht sehen möchte bzw. kann, sollte bitte einfach nicht weiterscrollen.

Ich war sehr froh, dass ich solche Fotos von anderen Frauen vorher sehen durfte – um zu wissen, was auf uns zukommt.

Ein großer Dank geht an all die Menschen, die uns lieben Worte geschickt haben und immer ein offenes Ohr für mich hatten, an meine Hebamme Inge, dafür dass sie ist, wie sie ist, an Tim von „dein Sternenkind“, der so schöne Fotos gemacht hat und an das Bestattungsunternehmen Schröppel, vor allem an Sylvia, die uns den Abschied so würdevoll bereitet hat sowie an Melanie Dammeyer, die ehrenamtlich so schöne Sternenkissen näht, an „Sternenzauber und Frühchenwunder“ für das liebe Paket und an meine liebe Schwiegermami Dani für den wunderschönen Schriftzug „Anna“ mit dem Regenbogen und an die liebe Birgit, die mir die mir Anna´s Einschlagdecke gezaubert hat. Vielen lieben Dank euch allen!

08.01.2023 - 18+2 - 19.SSW - Sonntag

Eigentlich sollten wir schon einen Tag früher zur Vorsorge ins Geburtshaus Arnstorf kommen – aber meine Hebamme Inge hatte keine Zeit, deshalb kommen wir heute. Ich freue mich auf Inge und die Untersuchung, wie immer. Ausnahmsweise (und Gott sei Dank) haben wir nur Mattis dabei , die beiden großen sind zuhause geblieben. Sie fragt mich noch, wie es mir geht und ich erzähle, dass ich nicht ganz so im Vertrauen sein kann wie bei der Schwangerschaft mit Mattis, wegen seiner Geburt bzw. was danach abgelaufen ist.
Wir wollen nun mit dem Dopton die Herztöne hören und finden sie nicht, aber ich denke mir noch nichts, ich rutsche tiefer so dass ich flacher liege, ziehe die überschüssige Haut von meiner Abnahme etwas hoch damit der Bauch ganz straff ist, Inge sucht und sucht… Sie findet nur meinen Herzschlag. Also sagt sie, dass wir nach oben in die darüberliegende Gynpraxis gehen und die Herztöne mit dem Ultraschallgerät checken, sie muss nur schnell das Ultraschallgerät anwerfen. Wir gehen also rauf ins Untersuchungszimmer und ich scherze noch , dass sie bitte kein Outing machen soll – habe aber gleichzeitig auch eine liebe Freundin im Kopf, der es ganz genau so ging, unten bei der Vorsorge wurden keine Herztöne gefunden und sie gingen nach oben für den Ultraschall…und mich beschleicht langsam ein verdammt ungutes Gefühl. Wir wollten eigentlich ja keinen Ultraschall, aber nun muss es eben sein … Als sie hier nun auch keine Herztöne findet, fange ich direkt an zu weinen. Sie legt mir die Hand auf den Arm, sucht noch Minuten weiter. Sie schaut sich das Kind an und zeigt wo man eigentlich ein Herz schlagen sehen müsste. Ich kann nur ganz kurz hin schauen. Sie stupst es quasi durch meine Bauchdecke mit dem Ultraschallkopf an, aber es bewegt sich nicht. Ich bin nur am weinen. Wir gehen wieder runter, sie möchte dass wir ins KH Altötting fahren und es uns dort noch einmal bestätigen lassen. Sie nimmt mir noch Blut ab, um die Entzündungswerte zu bestimmen und meinen HB Wert. Sie ist wahnsinnig lieb und einfühlsam zu uns aber für mich ist es, wie ein Traum. ein ganz schrecklicher Traum, aus dem man hoffentlich irgendwann aufwacht. Als ich ein Baby schreien höre (ist ja ein Geburtshaus und sie hatte am Tag vorher 2 Geburten) würde ich am liebsten davon laufen. Wir fahren nun also ins KH Altötting, absolut feindliches Gebiet für uns. Schon bei der Ankunft ist zunächst nicht ganz klar, ob Chris mit rein darf aber ich mache sehr direkt klar, dass er mit muss (Inge hat auch gesagt, dass sie ihn mit rein lassen müssen und uns dort bereits telefonisch angekündigt) – mein Gott, nach 3 Jahren immer noch dieses Kasperltheater. Bei der Anmeldung lässt man uns erstmal 5 Minuten warten, dabei dürfen wir uns Privatgespräche anhören – die eine möchte gern zu einem Geburtstag aber muss arbeiten, weil sie den vergessen hat und mit einer anderen bereits getauscht hat. Die andere würde ja gern für sie einspringen, ist an dem Tag aber selbst schon eingeteilt…Ich bin ausnahmsweise mal ganz froh um die eigentlich bescheuerte Maske in meinem Gesicht, da sieht man mich nicht ganz so weinen. Als ich dann endlich beachtet werde, ist die erste Frage, ob ich Covid19 – geimpft bin – ja, das ist natürlich nun äußerst wichtig. Und warum ich nochmal erzählen muss, wofür ich da bin, obwohl meine Hebamme mich doch bereits angekündigt hat, ist mir auch rätselhaft. „Wir möchten uns bitte bestätigen lassen, dass unser Baby tot ist!“ – das muss man erstmal über die Lippen kriegen. Wir sollen rauf auf die Gynstation und im Wartezimmer warten, eine Gynäkologin ruft uns wenig später ins Untersuchungszimmer. Sie macht einen Ultraschall über die Bauchdecke und bestätigt also, dass das Baby nicht mehr lebt. Die letzte kleine Hoffnung auf ein Wunder ist dahin. Sie misst das Baby aus und schätzt die Entwicklung auf ca. 16+2 also Anfang 17. Woche. Ob das Herz aber direkt da vor 2 Wochen oder erst in den letzten Tagen aufgehört hat, zu schlagen, kann mir niemand sagen. Wie selbstverständlich meint sie, dass sie nun den Muttermund untersuchen wird „Um zu sehen, wie wir weiter verfahren“ – nein danke, wir verfahren garnicht, ich gehe nach Hause , warte dort die Geburt ab und bekomme dann mein Baby dort. Sie fragt, ob ich das schon mit der Hebamme durch gesprochen habe und sagt mir, dass ich natürlich jederzeit wieder kommen kann und unbedingt soll, so bald es mir irgendwie schlechter geht. Wir fahren nachhause und mir graust es davor, den Kindern nun sagen zu müssen, dass sie erstmal kein Geschwisterchen bekommen…Sie fassen es ganz unterschiedlich auf, Emma ist sehr traurig, Niklaus scheint es noch nicht so ganz zu verstehen aber dafür macht es ihn auch nicht so traurig. Wir lesen auch an dem Tag bereits nach ,wie es rechtlich ist und finden heraus, dass wir in Österreich – Gott sei Dank – die Urne bei uns zuhause haben können. Eine Sammelbestattung kommt für mich garnicht in Frage. Vor allem, da wir auf Dauer nicht in Österreich bleiben werden. Die Vorstellung, dass wir Anna bei uns zuhause haben können und auch überall mit hin nehmen, wenn wir auswandern, tröstet mich sehr. Wir schauen uns nach Urnen um und kontaktieren auch die Organistation für einen Sternenfotografen.

09.01.2023 - 18+3 - 19.SSW - Montag

Chris arbeitet nun wieder den ersten Tag, aber heute noch im Homeoffice .
Er hat 2 Bestattungsinstitute angerufen, das erste wollte knapp 1000€ nur für die Einäscherung, das 2. möchte von Eltern, die Kinder unter 6 Jahren verloren haben, garkein Geld haben, die Dame ist mega lieb und wir vereinbaren, dass wir uns melden, sobald unser Baby da ist.
 
Wir haben uns eine Urne ausgesucht, die uns beiden direkt sehr gut gefallen hat. nicht kalt aus Metall oder Keramik sondern aus holz, sieht auf dem foto schon irgendwie weich aus wie ein Handschmeichler und wir haben den den Preis angefragt – wir hoffen, sie uns leisten zu können.

10.01.2023 - 18+4 - 19.SSW - Dienstag

Der erste Tag, an dem Chris nach seinen 3 Wochen Urlaub nun wieder zur Arbeit fährt, was es für mich noch härter macht. 3 wunderschöne Wochen, unser Ausflug nach Wien, wo wir viel Spaß hatten, ein schönes Weihnachtsfest mit der Familie, ein toller Silvesterabend, ein schöner Nachmittag mit guten Freunden –  alles mit Baby im Bauch und Vorfreude auf ein neues Familienmitglied.
Am Abend entscheide ich mich dazu, es bei Facebook zu posten, so dass zumindest alle, mit denen ich dort befreundet bin, es lesen können. Irgendwann werden sowieso Fragen aufkommen nach dem Baby, der Geburt etc. und außerdem finde ich, dass das kein Tabuthema sein darf und man ganz offen damit umgehen sollte. Vor allem damit die Leute sehen, dass es eben nicht zwingend eine Einleitung und Ausschabung im KH braucht.

Diese Fotos hier von mir sind so wichtig für mich, denn schon kurz danach wurde mein Bauch plötzlich schon immer kleiner und schon vor der Geburt sah ich kaum noch schwanger aus. aber diese Fotos zeigen mir, dass ich definitiv schwanger war. Das Foto rechts unten hab ich 2 Tage gemacht, bevor ich erfahren habe, dass unser Baby gestorben ist. Ich kann heute garnicht mehr glauben, dass meine Kugel doch schon so groß war.

11.01.2023 - 18+5 - 19.SSW - Mittwoch

Heute hab ich Halskratzen, hab Kopfweh und ein leichtes Ohrenziehen und direkt Angst vor erhöhten Entzündungswerten, nur aufgrund einer evtl. aufkommenden Erkältung. Ich bin nicht so ganz sicher, ob ich am Wochenende wirklich zu Inge zur Kontrolle fahren möchte… Mich stresst es irgendwie, da eine Stunde hin zu fahren, noch dazu ins Geburtshaus, wo süße kleine Babys zur Welt kommen…. Ich nehme direkt Ibu alle paar Stunden, damit der Hals nicht schlimmer wird. Abends hab ich wieder Kindsbewegungen, das ist sehr belastend, auch wenn ich das bereits aus den Zeiten zwischen den anderen Schwangerschaften kenne. Es fühlt sich an, als würde sich ein Baby im Bauch bewegen, kommt aber tatsächlich eher davon, dass der Darm nun wieder viel mehr Platz hat. Und da mein Bauch ja auch bereits wieder kleiner wird und das Baby schon komprimiert wird laut meiner Hebamme, ist das wohl die logische Erklärung. Trotzdem ist es psychisch sehr belastend.

12.01.2023 - 18+6- 19.SSW - Donnerstag

Mir geht’s heut erstaunlich gut nach dem Aufstehen, ich wundere mich selbst darüber. Die ersten 3 Tage waren schlimm, vor allem in der Früh das Aufwachen und realisieren, dass alles nicht nur ein Traum war, sondern die Realität ist… Ich habe immer noch etwas Halskratzen aber sonst gehts mir echt gut, auch psychisch. Mal sehen wie lang das anhält, die anfängliche irre Angst vor der Geburt und den damit verbundenen Schmerzen ist auch gerade etwas leichter. Ich versuche mich zu entspannen. Ich hätte gern, dass die Geburt am Freitag Abend los geht und das Baby am besten nachts kommt, wenn mindestens 2 von 3 Kindern schlafen. Die wollen zwar aufgeweckt werden aber ich denke, wenn sie nicht von selbst wach werden, holen wir sie erst nach der Geburt dazu um sich zu verabschieden. Sie wollen das Baby unbedingt sehen. Ich weiß noch nicht, wie ich Inge beibringen soll, dass ich am Wochenende nicht kommen möchte. Heut kam das Paket von Sternenzauber und Frühchenwunder an, das mir eine liebe Freundin bestellt hat. Das hat mich natürlich wieder draus gebracht und auch sehr gerührt. Chris hat es abends mit den Kindern dann durch geschaut. Es waren auch für jedes Kind ein Stofftier und dazugehöriges Büchlein dabei mit einer schönen Geschichte über Sternchen.

Da ich mich dazu entschieden habe, ganz öffentlich damit umzugehen auf Facebook und in meinem WhatsApp, bekomme ich jeden Tag neue Nachrichten mit Beileidsbekundungen und lieben Worten, die mir tatsächlich helfen. Und ich habe mit einigen Freundinnen und Bekannten geschrieben die ähnliches durch gemacht haben. Eine z. B. Hat 2 Sternchen, das erste war eine Ausschabung, das zweite hat sie zuhause bekommen und auch sie bestätigt mir direkt wieder, was ich ohnehin schon wusste. Für den Körper und die Psyche ist es zuhause definitiv viel besser und auch besser zu verarbeiten. Und immer ist wohl Cytotec im Spiel, ein Mittel das noch nicht einmal dafür zu gelassen ist und zu großen Komplikationen bei der Mutter führen kann (und natürlich auch beim Kind, wenn es noch lebt) es wird zur Einleitung verwendet und vor Ausschabungen auch dazu, den Muttermund weich zu machen damit dann besser mit ihren Geräten hinein kommen. Es ist eigentlich ein Mittel zur Behandlung von Magen – und Zwölffingerdarmgeschwüren, es kann zu Wehenstürmen führen (was ich auch sehr oft von Frauen berichtet bekomme) es gab auch schon Todesfälle und gerissene Gebärmütter. Und einige berichten mir, dass seit der Ausschabung die Periode stärker, länger und schmerzhafter ist. Das macht mich so unfassbar wütend und auch diese Selbstverständlichkeit wie die Ärztin im KH direkt meinen Muttermund Tasten wollte „um zu schauen wie wir weiter verfahren“ ja um nämlich festzustellen dass der noch fest verschlossen ist und mir dann Cytotec zu geben „damit es sich schneller erledigt“ anstatt mir zu sagen, dass es auch anders geht. Aber warum sollten sie das tun? Wenn ich nachhause gehe, bekommt die Klinik kein Geld. Ein stationärer Aufenthalt, ein operativer Eingriff… Das alles ist doch viel wirtschaftlicher…
Ab und zu bekomme ich auch besorgte Nachfragen : „aber du musst doch…, du brauchst doch eine Ausschabung, mindestens nach der Geburt, wenn du die schon unbedingt zuhause machen willst…“ da spricht dann die Unwissenheit und dieses blinde Vertrauen in die Götter in weiß… Sie wissen es einfach nicht besser.

Chris hat von der Dame vom Bestattungsinstitut erfahren, dass wir doch auch unter 500g in Oberösterreich eine Bestattungspflicht haben. Das bedeutet, dass wir das Baby so oder so einäschern müssen, wir dürften es garnicht im Garten beerdigen selbst wenn wir wollten. Die Urne dürfen wir Gott sei Dank aber trotzdem behalten, allerdings brauchen wir dafür die Genehmigung von der Gemeinde, das ist wohl nur ein Formalität, aber diese kleine Formalität kostet uns knapp 200€ – eine absolute Frechheit wie ich finde, wenn man mal bedenkt was ein Ausweis, ein Gewächshaus beantragen oder ein Gewerbe anmelden kostet. Warum muss man dann mit dem Leid von Menschen soviel Geld machen. (Später stellt sich noch heraus, dass sich die Stadt Braunau quer stellen möchte, weil ihrer Meinung nach eine Urne nicht im Wohnzimmer stehen darf, wir müssten sie im Garten vergraben, Gott sei Dank setzt sich aber Frau Schröppel so für uns ein, dass sie es doch noch genehmigen. Ich finde es ganz schlimm, das so etwas überhaupt genehmigt werden muss, es handelt sich um MEIN Kind…)

13.01.2023 - 19+0- 20.SSW - Freitag

Chris hat Inge angerufen, ob es morgen wirklich sein muss, dass wir am Wochenende kommen zum Blutabnehmen… Aber sie würde mich gern sehen. Und er hat sie auch gefragt, ob sie ein zweites Kind in meinem Bauch ausschließen kann, da ich immer noch, vor allem abends auf der Couch und im Bett, extreme Kindsbewegungen spüre. Das macht mir ein kleines bisschen Sorgen, da in dem Fall der Körper ja die Schwangerschaft nicht abbrechen würde und ich nun Tees trinke, die wohl nicht so gut wären. Aber das ist wahrscheinlich Wunschtraumdenken … wobei es wahrscheinlich auch nicht einfach wäre, dann noch eine weitere entspannte Schwangerschaft mit Hausgeburt zu erleben.

14.01.2023 - 19+1- 20.SSW - Samstag

Eigentlich wollte ich heute Nacht unser Baby gebären…
Aber bisher leider nichts. Aber ich möchte kurz meinen Traum und meine Gedanken danach in Halbschlaf festhalten . Ich wurde wach nach einem Traum, in dem ich relativ leicht unser Kind geboren habe, schmerzfrei und schnell und wir davor /währenddessen oder danach??? nach einem Ort gesucht haben es zu beerdigen als ganze Familie, es war ein paradiesischer Urlaubsort mit Sonne, Sand, Palmen und Meer – vielleicht Hawaii (wir haben davor die Reimanns angeschaut geschaut) oder der Campingplatz Capalonga, ich glaube ich hatte den Namen Capalonga im Kopf, aber es waren mehr Palmen da. Es fühlte sich gut an. Außerdem war da noch etwas mit einem Herz, auf dem Linien waren.  Wie ein Labyrinth oder eine Spirale? Ich wollte dazu die Frau/Expertin fragen, die es mir geschenkt hat, was es bedeutet… Wollte anrufen oder so, aber ich wurde vorher wach. Ich habe ein leichtes Unterleibsziehen gespürt, das war ja seit der Untersuchung letzten Sonntag wieder vergangen. Ich habe es begrüßt, mich gefreut und im Halbschlaf hab ich meinen Bauch massiert, unbewusst in der Form eines Herzens und mir sind dabei wie von selbst 5 Affirmationen eingefallen, ganz plötzlich waren sie da. Und ich hab gelächelt als ich erkannt habe, die Expertin bin ich!

Es darf einfach gehen
Es darf schnell gehen
Es darf leicht gehen
Alles ist okay
Alles wird gut

Die habe ich nun mit meiner schon bei der vorletzten Geburt verwendeten Hypnobirthing Atmung verknüpft und werde sie nun immer wieder üben. Evtl möchte ich sie auch malen und aufhängen.

Ich bin gerade sehr positiv und meine übergroße Angst vor dieser Geburt, die ich in den ersten Tagen gespürt habe, ist nun glaube ich so gut wie weg.

Ich möchte jetzt unser kleines Wunder gebären und halten und mich dann verabschieden.

Normal bin ich nicht so „esoterisch“ veranlagt, bewundere das zwar bei anderen, habe aber normal nie irgendwelche Eingebungen oder besonderen Träume, darum verwundert es mich gerade so. Ich versuche nun wieder weiter zu schlafen.

Am Nachmittag wache ich aus dem Schläfchen mit Mattis auf der Couch auf mit leichten Wehen in kurzen Abständen. Aber so bald ich richtig wach bin und denke und spreche, hören sie auf. Aber es scheint sich etwas zu tun, immerhin.

15.01.2023 - 19+2- 20.SSW - Sonntag

Heut waren wir bei Inge im GH, darauf hatte ich eigentlich so garkeine Lust auch weil sie Chris gegenüber am Telefon erwähnte, sie wolle den Muttermund untersuchen und vielleicht so etwas stimulieren.. Aber das möchte ich auf keinen Fall. Als wir ankommen, schickt sie uns rauf in die Gynpraxis über dem Geburtshaus, da sag ich gleich aber bitte nicht zur Untersuchung!? Nein nur zum Gespräch. Ich bin ganz froh, nicht im Geburtshaus sein zu müssen zwecks evtl.schreiender Babys. Sie fragt mich ob sie den Muttermund untersuchen soll, da hab ich einfach nein gesagt und dass mit lieber Akupunktur wäre. Also macht sie Akupunktur, uns daweil einen Tee und wir unterhalten uns recht gut. Dann will sie noch Blut abnehmen unten im Behandlungszimmer, wir schaffen es Gott sie dank grade so ohne irgendwelche Geräusche, denn es läuft auch gerade eine Geburt und eine Familie ist noch da, die kommt uns grade freudestrahlend mit Baby auf dem Arm entgegen, als wir das Geburtshaus verlassen. Ich will nur noch weg. Anschließend haben wir noch die Geburtspoolfolie abgeholt, die Chris bestellt hat und von einer lieben Bekannten noch 2 Einschlagdecken, in 2 kleineren Größen und neutraler Farbe falls es doch ein Junge und/oder kleiner wird.
Und dann darf ich endlich wieder nachhause in meine Blase. Ich hab Inge erklärt, dass es mich stresst, wenn ich zu ihr fahren muss und sie kommt nächsten Sonntag evtl. zu uns zur Blutabnahme, dass ich nicht raus muss. Das Angebot nehme ich dankend an.

Man möchte sich ablenken und scrollt durch Facebook… Hier ein Video von einem Babybauch, in dem sich ein Baby bewegt… da ein Foto von einer tollen Fotografin, der ich folge von einem Paar mit Babybauch – „Liebe im Bauch“ steht drunter… In der Hausgeburtengruppe Fotos von glücklichen Mamis mit reifgeborenem Baby im Arm im Geburtspool, dann in der Sternenkindergruppe wieder ein Bericht von einer Frau, die schon die x.te Stille Geburt hinter sich hat… Und dazwischen ich mit all meinem Kopfkino…


Die Kinder sind wild und anstrengend und Mattis schläft ohnehin nicht vor mir ein. Ich frage mich noch, wann ich zur Ruhe kommen kann dass es los geht…

Die nächsten Tage sind alle gleich, ich bin gut abgelenkt mit aussortieren, putzen, Haushalt und Hausunterricht und körperlich ist alles unverändert.

20.01.2023 - 20+0- 21.SSW - Freitag

Morgens waren da 2 kleine ca 3mm rote Gewebestücke am Klopapier. Ich habe mit den Kindern gelernt, gekocht, Brot gebacken und mich dann hingesetzt mit dem Tee, der die Geburt anstoßen soll und male meine Affiramtionen auf Karten. Vielleicht brauche ich so etwas noch, um Abschied zu nehmen. Ich möchte außerdem das Wohnzimmer abstauben und ein bisschen hübsch dekorieren mit den Dingen, die ich für die Sternengeburt bekommen habe, den Affirmationen und Kerzen… Vielleicht tut sich ja am Wochenende was…


Am Abend haben wir auf dem Klavier im Wohnzimmer die Affirmationen aufgestellt zusammen mit den Sachen von „Sternenzauber und Frühchenwunder“ und Kerzen.

21.01.2023 - 20+1- 21.SSW - Samstag

Wir sind den halben Tag unterwegs in verschiedenen Geschäften beim Einkaufen und ich somit gut abgelenkt, wobei es trotzdem Kleinigkeiten gibt, die mich fast aus der Fassung bringen – Socken im C&A kaufen und Menschen sehen, die mit klitzekleiner Babykleidung vor uns an der Kasse anstehen… Das treibt mir die Tränen in die Augen.
Mit Inge vereinbare ich, dass sie sich meldet, falls sie am nächsten Tag kommen kann, wir die Blutabnahme sonst aber gut und gerne eine Woche verschieben können, das beruhigt mich auch direkt… Ich wäre meiner Meinung nach nun wirklich bereit, Abschied zu nehmen und bin inzwischen schon etwas gereizt und genervt dass sich nichts tut…

22.01.2023 - 20+2- 21.SSW - Sonntag

Um 3 Uhr morgens, bevor ich ins Bett gehen möchte, stelle ich auf der Toilette leicht rosa Ausfluss fest und bereue es direkt, nicht eher ins Bett gegangen zu sein. Ich will jetzt schlafen, dringend. Ich hab ein leichtes Ziehen im Rücken, wie auch schon die letzten Tage mal mehr, mal weniger.

Tagsüber dann ist der leicht rosa Ausfluss schon etwas dunkler und etwas stärker… Es scheint sich wirklich ganz langsam aber stetig etwas zu tun, als wir abends in Bett gehen, ist das Unterleibsziehen schon etwas stärker so in Richtung Periodenschmerzen, auch im Rücken. Ich denke mir noch, spätestens seit heute wüsste ich wohl dass etwas nicht stimmt und hätte schon beunruhigt Inge kontaktiert.

23.01.2023 - 20+3- 21.SSW - Montag - die Geburt

Ich wurde heut um kurz nach 7 wach von Wehen, die sich allerdings anders anfühlen als sonst – ganz punktuell und mittig und ganz unten (weil die Gebärmutter ja noch viel kleiner ist). Um 7.12 Uhr hab ich das erste Mal auf die Uhr geschaut bei einer Wehe, wo ich mir langsam dachte, dass es los geht. Um 7.14 Uhr das nächste Mal und um 7.17 dann war ich unterwegs zur Toilette, weil ich das Gefühl hatte, noch groß zu müssen. Dann habe ich auf der Toilette plötzlich gespürt, dass schon etwas durch den Geburtskanal kommt, hab mir die Hand davor gehalten, bin nur noch schnell ins Zimmer von Mattis und hab mir sein Töpfchen geholt und mich dann im Bad verkehrt herum drauf gesetzt und die Hand weg und da kam auch schon ein Teil heraus und ich hab Chris gerufen, der noch mit Mattis im Bett lag. Ich musste weinen und zittern, weil ich nochmal realisierte was gerade passiert. Jetzt wurde es noch mehr Wirklichkeit. Und dann kam innerhalb von einigen Minuten der Rest. Ich konnte zunächst garnicht hinschauen und auch nicht glauben, dass es das wirklich schon gewesen ist. Denn ab da, wo ich auf die Toilette gegangen bin, hatte ich keinen Wehen. Wir rufen Inge an,sie kann erst nachmittags kommen und meint wir sollen daweil alles in den Kühlschrank stellen. Das Baby ist noch in seiner Fruchtblase geschützt. Ich traue mich nicht, die selbst aufzumachen, weil ich Angst habe etwas kaputt zu machen. Ich weiß also noch nicht,ob wir ein Mädchen oder einen Jungen bekommen haben. Ich denk mir nur, es ist viel viel kleiner als erwartet. Wir sind leider auch nicht sicher, ob die Plazenta schon dabei war oder nicht. Ich hab leichte Nachwehen aber eben nur so ganz seltsam punktuell mittig und ansonsten geht es mir sehr gut. Ich bin unendlich erleichtert und dankbar dass es so schnell und einfach gehen durfte und hoffe nun einfach nur, dass es auch im Nachhinein keine Komplikationen geben wird.

Ich gehe duschen und dann auf die Couch, wo ich mich tatsächlich damit beschäftige, meine Gemüsesamen durchzusehen und meine Gartenplanung mache…Ich möchte mich nützlich machen und ablenken.

Geburtsdaten von unserer kleinen Anna:
Ca: 7.20 Uhr
19 cm lang
11cm KU
93 g

Am Nachmittag kommt Inge, zusammen mit einer Schülerin und wir sitzen alle im Wohnzimmer im Kreis, Niklaus hält ihr die Taschenlampe, Emma,Mattis und Chris sind auch da und Inge untersucht zunächst mich, tastet nach der Gebärmutter, die schon schön weit unten ist und schaut dann nach unserem Baby. Chris macht Fotos und ich gebe das Okay, dass Inge unser Baby nun auspacken darf. Vorsichtig öffnet sie die Fruchtblase, das Fruchtwasser ist schon dickflüssig und dunkel – das ist normal weil es ja nicht mehr erneuert wurde – und sie untersucht das Baby. Es ist alles dran, keine Fehlbildung zu erkennen und es ist, wie die Ärztin im KH geschätzt hatte, tatsächlich ein Mädchen. eine kleine Anna. Unsere Anna. Tatsächlich ist sie nun doch größer als es für mich am Morgen bei der geburt ausgesehen hatte…Wir legen Anna in eine Glasschüssel mit kaltem Wasser, wie es von „dein Sternenkind“ empfohlen wurde.

Etwas später kommt Tim, der Sternenfotograf. Er ist Rettungssanitäter und nebenbei Fotograf und wir sind sein erster Einsatz. Wir besprechen, was wir uns vorstellen und machen dann ganz viele Fotos, mit Emma, Nik, Mattis, und uns allen zusammen. Anna das erste Mal auf die Hand zu nehmen, kostet mich große Überwindung aber gleichzeitig bin ich unfassbar dankbar um die Fotos.

Als er fertig ist, gibt Chris der Dame vom Bestattungsinstitut Bescheid, dass sie kommen kann und Anna abholen. wir überlegen noch, ob wir sie rein bitten sollen oder ob sie sie nur an der Tür entgegen nehmen möchte. Ich gehe davon aus, dass sie eine kleine Holzschachtel dabei hat wo Anna rein gelegt wird …Wird ja dann eh verbrannt.

Letztlich werden wir positiv überrascht. Sie hat einen richtig schönen, weißen Sarg dabei mit einer kuscheligen Decke darin und bunte Glitzerklebeschmetterlinge und sie schlägt den Kindern vor, dass sie Annas Sarg nun richtig schön damit verzieren dürfen. Die freuen sich sehr und sind voller Eifer dabei. Auch Chris und ich kleben einen Schmetterling an und jeder hebt sich einen Schmetterling auf als Erinnerung. Wir legen Anna in den Sarg in eine kuschelige Decke. Emma und Niklaus haben ihr Briefe geschrieben mit Wünschen, die dürfen sie nun noch dazu legen und Niklaus darf ganz stolz den Sarg zuschrauben. Diese Art Abschied nehmen zu dürfen, war wunderschön, sehr würdevoll und hat uns allen als Familie gut getan. Da bin ich der Bestatterin so sehr dankbar. Zu wissen, dass es nur ein paar Wochen dauert, bis wir die Asche dann wieder bekommen und Anna dann in der wunderschönen Holzurne immer bei uns sein wird, macht mir den Abschied auch noch um einiges leichter.

Tatsächlich habe ich an diesem Abend und auch am nächsten Tag eine Art Glücksgefühl, trotz all der Trauer, wie schön Annas Geburtstag sein durfte und bin sehr dankbar dafür.

In den nächsten Tagen stellte sich leider heraus, dass die Plazenta wohl doch nicht vollständig war oder es eine sogenannte Nebenplazenta gab, es kommen noch Stücke heraus und ich muss noch ein paar Mal ins Geburtshaus zur Kontrolle. Trotzdem ist mir auch hier ganz wichtig, hervorzuheben dass man auch dann nicht gleich eine Ausschabung braucht. Inge hat mir Globuli empfohlen, Akupunktur gemacht, Oxytocin gespritzt…Wären die Entzündungswerte wirklich hoch gegangen, hätte man auch noch ein Antibiotikum nehmen können.

Eine Ausschabung sollte wirklich immer der letzte Ausweg sein, wenn man alles andere probiert hat. Sie ist , wie ein Kaiserschnitt, ein Eingriff, eine Operation und führt nicht selten zu weiteren Komplikationen, laut meiner Hebamme wird auch da gern mal was vergessen, es kommt erst recht zu Entzündungen, manchmal braucht es dann gerade deshalb noch eine weitere Ausschabung und die Periode ist oft hinterher stärker, schmerzhafter und länger.

Nach fast 4 Wochen durften wir Anna dann endlich wieder bei uns begrüßen, sie  hat einen schönen Platz in unserem Wohnzimmer auf dem Klavier bekommen. Evtl. bekommt sie aber mal noch ein eigenes Regalbrett an der Wand, mal sehen.

Zum Abschluss nun noch die wunderschönen Fotos, die Tim von "dein Sternenkind" für uns gemacht hat

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